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 Annas Blog - Wertschöpfende Fähigkeiten für die nahe Zukunft

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16 September, 2016

Wertschöpfende Fähigkeiten für die nahe Zukunft

Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther orientiert sich in seiner Forschung an der Frage, welches Können in der Zukunft für die Gesellschaft relevant sein wird. Für ihn wird das Ansammeln und Erwerben von Wissen an sich in der Zukunft immer unbedeutender, weil durch die moderne Technik Wissen jederzeit verfügbar sein wird. In der Wissens- und Ideengesellschaft des 21. Jahrhunderts kann faktisches Wissen jederzeit abgerufen werden und muss nicht länger im Kopf zur Verfügung stehen.
Gebraucht werden wird dafür die Kompetenz, sich auf neue Herausforderungen einzulassen, unbekannte Probleme zu lösen (für die es keine Patentlösung von der Stange gibt) und die zu erwartende Vielfalt und Offenheit der Gesellschaft zu bewältigen.
Deshalb sind in der Zukunft bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten im Kontext des Lebenslangen Lernens gefragt:

  • Informationen müssen beurteilt und verstanden werden können:
  • Vorhandenes oder abgerufenes Wissen muss im beruflichen Alltag nutzbar gemacht werden können
  • Wissen muss angewendet werden können, das heißt in aktuellen Problemen zur praktischen Lösung verhelfen und dafür ggf. auch in andere Kontexte übertragen werden können
  • Aus bestehendem Wissen muss durch Verknüpfen mit neuen Erfahrungen und neuen Informationen neues Wissen generiert werden können

Die Fähigkeit zur angemessenen Beurteilung und zum ausreichenden Verständnis von Informationen ist schon jetzt oft dringend nötig, um der Informationsflut, die sich schon aus einer einzigen Internetsuche ergeben kann, nicht hilflos gegenüber zu stehen und das gefundene Wissen sinnvoll auswerten zu können. Genauso wichtig ist es, Meinungen und Gerüchte, die im Internet verbreitet werden, von Fakten und evaluierten Informationen unterscheiden zu können.
Um die intrinsische Motivation zum Mitdenken und Lernen zu wecken, sollten in Lernsituationen die Erkenntnisse der Neurobiologie stärker berücksichtigt werden. Nach dem aktuellen Stand der Forschung nach Hüther tragen folgende Voraussetzungen zu einer gehirngerechte Bildung bei:

  • Der Lerninhalt muss aus der subjektiven Sicht des Lernenden Sinn machen, er muss für ihn eine Bedeutung haben und für das persönliche Leben wichtig sein. Ob ein Außenstehender Lerninhalte für Wichtig erachtet, ist für den Lernerfolg irrelevant.
  • Der Lernprozess benötigt eine emotionale Beteiligung des Lernenden. Ohne emotionale Beteiligung werden Inhalte schlechter oder gar nicht verankert.
  • Die neu gewonnene Einsichten und Erfahrungen müssen im eigenen Alltag nützlich  und praktisch anwendbar sein. Der Mehrwert des Wissens muss für den Lernenden erkennbar sein. Der Lerninhalt muss einen konkreten Bezug zu seinem aktuellen Leben haben.
  • Durch den Erwerb von neuen Kenntnissen und Fähigkeiten müssen sich für den Lernenden klare Vorteile ergeben.

Eine wichtige Erkenntnis der Neurowissenschaften wird mit dem Begriff der Neuroplastizität bezeichnet. Damit ist die Fähigkeit des Gehirns gemeint, sich abhängig von den zu verarbeitenden Impulsen und Informationen immer wieder umzustrukturieren. „Lernen bedeutet langfristig die Änderung kortikaler Repräsentationen“.1 Die Lernfähigkeit des Gehirns bleibt lebenslang erhalten: „Weil das menschliche Hirn bis ins hohe Alter veränderbar ist, können auch ältere Mitbürger ihre Einstellungen und Haltungen noch verändern, wenn man ihnen die Möglichkeit bietet, tatsächlich neue Erfahrungen zu machen.“2

1 Spitzer,  Manfred (2006): „Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens“, Heidelberg

2 Hüther, Gerald (2016): „Mit Freude lernen ein Leben lang“, Göttingen

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